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Stand: 30.12.2008

Straßen

Straßen und ihre Nummernsysteme

Oft schon habe ich mir Straßen anderer Länder auf Straßenkarten und in Atlanten angeschaut und dabei bemerkt, dass es dabei verschiedene Ordnungsprinzipien gibt und zu denen immer wieder Varianten. Viele der Nummernpläne sind topologisch und geschichtlich bedingt. Manche Nummern können auch politischer Natur sein, - sogar eine Demonstration der Macht. Das ist dann der Fall, wenn die "Nationalstraße 1" auf ein Nachbarland zuläuft und möglicherweise noch eine bedeutende Stadt dieses Landes als Ziel nimmt. Dann können das Zeichen von imperialistischen Vorstellungen sein. Viele Straßennamen und Nummern stammen noch aus der Hochzeit von Kolonialismus und Imperialismus.

Es geht aber auch anders, z.B. in Norwegen, wo - im Volksmund - "Reichsstraße 1" die Route ist, die das Postschiff nimmt, also etwas, was auch typisch für Norwegen ist.

Nun die Ordungsprinzipien

Abbildung folgt

Sternsystem:

Von der Hauptstadt aus gehen alle oder die meisten Straßen erster Ordnungszahlen strahlenförmig ab. Sie sind der Reihe nach im Uhr- oder im Gegenuhrzeigersinn numeriert. Die zwei- und dreistelligen Ordnungszahlen füllen die Landkarte nach keinem festen System.

Gutes, konsequentes Beispiel dafür: Frankreich

Abbildung folgt

Netzsystem:

Paralellverlaufende Straßen werden zu den Straßen der allerersten Ordnung in diesem System. Zahlen einer bestimmten Ordnung laufen in die eine Richtung, Zahlen einer anderen kreuzen sie. Die deutschen Autobahnen sind so aufgebaut, daß gerade Nummern in west-östlicher Richtung verlaufen, ungerade in nord-südlicher. Daß das nicht immer so aufrechtgehalten werden kann, zeigt beispielsweise die A3, die sich nur bis etwa zum Wiesbadener Kreuz und Mönchhof-Dreieck an die Regel hält, und dann bis Passau zu einer nach OSO strebenden wird.

Die Europastraßen sind seit einigen Jahren folgendermaßen durchmummeriert:: die Hauptstraßen tragen durch 5 teilbare Nummern. Die mit Endziffer 5 verlaufen in Nord-südlicher Richtung, die auf 0 endenden in Ost-westlicher. Das wird fast konsequent durchgezogen und bereitet nur bei Landengen Schwächen, zum Beispiel im Golf von Genua und dem von Biscaya.

Abbildung folgt

Das Prinzip Spinnennetz:

Wieder ist eine Hauptstadt der Ausgangspunkt unserer Nummernvergabe. Wie beim Sternprinzip werden die Nummern reihum strahlenförmig vergeben. Die zweistelligen Straßen dazwischen bekommen die erste Ziffer der nächsten Strahlenstraße im Uhr- oder im Gegenuhrzeigersinn. Die zweite Ziffer ist umso größer, je weiter man sich von der Hauptstadt weg befindet.

Wird eine einziffrige Straße gekreuzt, wechselt mindestens die erste Ziffer der zweistelligen Straßennummer. Konsequent werden so heute die ungarischen Nationalstraßen durchnummeriert.

Abbildung folgt

Das chaotische Prinzip:

In den Ländern, in denen nach diesem Prinzip durchnummeriert wird, gab es oft einmal eines der oben genannten Verfahren. Doch aus irgendwelchen Gründen kam man davon ab. Möglicherweise kamen neue touristisch oder wirtschaftliche Straßen mit hoher Ordnungszahl hinzu, die dann zumindest in Teilbereichen die niedrigen Nummern ersetzt haben.

Konkretes Beispiel hierfür ist Österreich, wo es bis Anfang der 70er Jahre ein mustergültiges Strahlensystem gab. Die B1 war dabei die längste Bundesstraße und wurde sogar westlich des Berchtesgadener Einschnittes über Innsbruck nach Bregenz fortgesetzt.

Heute endet die B1 westlich von Salzburg und trägt in Tirol und Vorarlberg dreistellige Nummern. Andere ehemals einstellige Bundesstraßen sind viel kürzer geworden und die geschichtlich wichtige B17, die frühere Triester Straße (Wien, Semmering, Graz, Klagenfurt, Villach, Adria) gibt es heute nur noch zwischen Wien und Semmering, sowie zwischen Klagenfurt und Villach.

Straßennamen und die Vergangenheit

Nach der Deutschen Einigung wurden viele Straßennamen in den neuen Bundesländern umgewidtmet, die zu sehr an sozialistische Namensgeber erinnert haben. Auch in den alten Bundesländern müßte mit vielen Straßenbezeichnungen aufgeräumt werden, die an kriegerische Auseinandersetzungen mit unseren Nachbarn erinnern.

Dazu gehören Ortsnamen früherer Schlachten: Sedan, Düppel, Wörth, Tannenberg, Nollendorf, Fehrbellin, Königgrätz, Langemarck...; Weiter die Namen von Feldherren: Blücher, Zitzewitz, Gneisenau, Moltke, Scharnhorst, Hindenburg... Zum letzten Namen gab es in den 90er Jahren und 2004 erneut eine lokale Auseinandersetzung in Reutlingen. Die Befürworter für eine Beibehaltung des Straßennamens verwiesen sowohl darauf, dass Hindenburg zu Beginn des ersten Weltkrieges die russische Streitmacht aufhalten konnte, als auch darauf, dass er in schwerer Zeit Reichspräsident war. Die Gegner meinten, Hindenburg sei heute kein geeigneter Namenspatron für eine Straße, weil er als oberster Heerleiter Ende des ersten Weltkrieges nicht aufgeben wollte und Anfang der dreißiger Jahre zu schwach war, um Hitler und den Nationalsozialismus aufzuhalten. Die Befürworter haben diesmal wieder die Oberhand behalten.

Ich kann mich erinnern, daß es anderswo noch Widerstände gegen Straßennamen wie Heinrich-Heine-Str. und Weißer-Rose-Platz gab.

Ich habe schon vor vielen Jahren einmal versucht, politisch durchzusetzen, die Straßenverzeichnisse zumindest von den Schlachtfeldern zu bereinigen. Schon bald nahmen mir Freunde den Wind aus den Segeln, indem sie mir prophezeiten, wie wenig Chancen ich dabei hätte.

Seid ihr angesichts veränderter Verhältnisse (europäischer Binnenmarkt) anderer Meinung? Natürlich dürfte man so eine Aktion nicht als unpolitischer Verein wie Mensa starten, sondern nur als Bürger oder Parteigänger oder Bürgerinitiative.

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Straßennamen und die Logik

Es gibt aber zum Glück noch andere Straßennamen. Flüsse zum Beispiel. Mir ist aufgefallen, daß es zumindest im Süddeutschen Raum häufig so ist, daß in vielen Städten die Elbestraße eine Paralellstraße der Weserstraße ist.

Vielleicht gibt es ja auch Stadtteile mit Flüssenamen, bei denen die Straßentopologie derjenigen der Landkarte angepaßt ist, was bedeuten würde, daß beispielweise Rheinstraße, Emsstraße, Weserstraße und Elbestraße Paralellstraßen wären, die vielleicht in einen Nordseering münden. Das Paralellnetz könnte natürlich auch noch um eine Oderstraße oder gar eine Weichselstr. verlängert werden. Senkrecht darauf stehen dann Moselstraße, Mainstraße und Donaustr. Gibt es ein solches Straßengeflecht? Oder gibt es ansonsten irgendwelche logisch klingende Straßennamenkonstellationen? Zum Beispiel bei Baumstraßen derart, daß es in Nord-Süd-Richtung nur Laubbäume gibt und in Ost-West-Richtung Nadelbäume, oder bei Dichtervierteln eine zentrale Goethestraße und an einem Ende die dichtenden Zeitgenossen Goethes Straßburger Kreises, an dem anderen die aus seiner Weimarer Zeit.

Meist findet man die Erfindernamen wie Siemens, Bosch, Daimler, Benz, Diesel in Industriegebieten. Es gibt aber auch da die Ausnahme von der Regel. In meiner Heimatstadt Rüsselsheim hat man ein Wohngebiet mit diesen Namen versehen, inklusive der halben Familie Opel. Da blieben dann Metalle für das Industriegebiet, daß später entstand: Kupfer, Eisen, Mangan, ... Im Stuttgarter Industriegebiet Weilimdorf gibt es ganz witzige Straßennamen, wie ich finde. Man fährt dort durch die Motorstraße, kreuzt die Kranstraße, kommt über die Generatorstraße in die Turbinenstraße. Bliebe noch eine Getriebestr., eine Vergaserstr. oder eine Stoßstangenstr. oder eine Liegesitzestr. einzurichten.

Straßenschilder

Auch bei der Ausführung von Straßenschildern kann man sich etwas einfallen lassen. Die Stadtväter von Mainz haben ihre Straßenschilder in rot und blau prägen lassen. Die blauen Straßenschilder erhielten die Straßen, die auf den Rhein zuliefen, die roten diejenigen, die sich quer zum Rhein bewegen. Letzteres kann auch umgekehrt sein, so ganz sicher bin ich mir da nicht, doch Ortsfremde können sich durch ein solches System besser zurecht finden als ohne etwas.

Ich erlebe das oft beim Verlassen eines größeren Kaufhauses, dass ich mir die Frage stelle, wo bin ich eigentlich?

Verschiedene Großstädte haben auch ein Prinzip, mit Pfeilen Hinweise auf den Anfang der Straße (die niedrigsten Hausnummern) zu geben. In welchen Städten das ist, weiß ich nicht, es könnte auch sein, daß diese Beschilderung einer Normauszeichnung hat weichen müssen. Wenn ihr mehr dazu wißt, teilt es mir mit, dann wärmen wir dieses Thema noch einmal auf, - je nach Menge der Zuschriften in Form einer Leserbriefecke oder als Extrathema.

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Straßen in Deutschland

Autobahnen (Gitterförmige Anordnung ab etwa 1973)

Ungerade Nummern (A1,3,5,7,9) in Nord-Süd-Richtung von Westen nach Osten, gerade Nummern (A2,4,6,8) in Ost-West-Richtung von Norden nach Süden verlaufend. A10 für Berliner Ring. Ab A11 Räumen zugeordnet, beginnend Berlin und Neue Bundesländer, ab 20 Norddeutschland, ab 30 Niedersachsen, ab 40 Rhein-Ruhr bis Rhein-Main-Raum, ab 50 Niederrhein, ab 60 Rheinland-Pfalz, Saarland und Südhessen, ab 70 Franken und Vogtland, ab 80 Baden-Württemberg, ab 90 Bayern und Bodenseeraum. Dreistellige Autobahnnummern haben nur regionale Bedeutung.

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Bundesstraßen (Anordnung im Gitternetz seit ca. 1900 als Reichsstraßen)

Die numerisch ersten zehn Bundesstraßen (früher Reichsstraßen, in der DDR: Staatsstraßen) bilden ein Gitternetz, wobei die 1 in Ost-West-Richtung, 2 bis 4 in Nord-Süd und 5 bis 10 wieder in Ost-West-Richtung verlaufen. Die zweistelligen beginnen in Oberbayern und ziehen sich im Gegenuhrzeigersinn durch Deutschland, bis sie bei Nummer 115 die Oder-Neiße-Linie erreichen. Von 116 bis 155 fehlen die Nummern, was vermuten läßt, daß sie für Straßen in Schlesien, Pommern und Preußen vergeben waren. Die B122 könnte das unterstützen, da sie westlich der Neiße beginnt und bei Forst an ihr endet. Möglicherweise ist sie weiter in Richtung Breslau gegangen. Die höheren Nummern laufen im Uhrzeigersinn durch Deutschland, wobei einige beträchtliche Längen erreichen. Auch einige namhafte sind darunter, z.B. die 275 ("Bäderstraße"), die 305, 307, 308, 310 zusammen als “Deutsche Alpenstraße” oder die 500 als (zweiteilige) Schwarzwald-Hochstraße.
 Nummern über etwa 310 sind nicht mehr einem bestimmten Prinzip zuzuordnen, füllen das Fernstraßennetz bloß.

Viele der Bundesstraßen sind heute nicht mehr durchgehend. Oftmals sind Abschnitte durch paralellverlaufende Autobahnen weggefallen. Für den Bund, der Autobahnen und Bundesstraßen unterhalten muß, sind die Kosten auch vielerorts zu hoch geworden, was zu Rückstufungen von Bundesstraßen zu Landesstraßen geführt hat. Landesstraßen werden vom Bundesland unterhalten.
Da gegenwärtig (2005) eine Diskussion um eine PKW-Maut für Autobahnen eingesetzt hat, wird wohl mancherorts eine Straße wieder zur Bundesstraße erhoben werden müssen, damit ein mautfreies Fernstraßennetz erhalten bleibt. Mal sehen.

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